Ein Urgestein unseres Sports

2020-04-22 14:18:00 / Kommentar 1
Ein Urgestein unseres Sports -

Rudi Holzinger als Spieler der Duracells beim Babolat-Cup im MaXXLesenswertes Interview: Rudi Holzinger spielt mit fast 70 Jahren in der ersten Division im Babolat-Cup mit. In den 70er-Jahren war er Wiener Landesmeister, oftmaliger Mannschaftsmeister in der Bundesliga und Nationalspieler. Er war Österreichs erster Badminton-Spieler in der HSNS und erreichte mehrere internationale Erfolge. Im Interview erzählt Rudi von den alten Zeiten - teilweise wurde damals noch mit Plastikbällen gespielt.

Rudi, wie geht es Dir jetzt ohne Badminton?
Mir geht das Training sehr ab. Ich hätte gedacht nachdem Tennis jetzt schon erlaubt ist, haben wir eine Chance, dass wir auch Badminton spielen können. Leider geht das nicht, wahrscheinlich auch weil man die Garderoben nicht nutzen kann. Ich kommuniziere oft mit meinen Sportkollegen. Am Wochenende war ich in Schönbrunn 8 km Laufen.

Wie lange wird es Deiner Meinung noch dauern?
Ich hoffe, dass wir spätestens im September wieder spielen können.

Du spielst im Babolat-Cup mit. Wie geht es Dir, wenn Du gegen die jungen Spieler spielst?
Es ist hart für mich, weil mir die Schnelligkeit fehlt. Früher habe ich drei Schritte von der Grundlinie bis zum Netz gebraucht, das geht jetzt natürlich nicht mehr. Meine Technik hilft mir aber viel. Am besten ist es im Doppel, da kann ich meine Erfahrung besser einsetzen und es geht nicht so viel ums Körperliche. Ärgerlich ist, dass ich viele Fehler mache. Badminton ist ein komplexes Spiel, da muss man regelmäßig trainieren. 

Wie oft spielst Du? Wo spielst Du?
Ich spiele 2 bis 3 mal pro Woche. Meistens in einer Gruppe im Courty-Club in Wien, außerdem spiele ich bei Mödling öfter mit den Jungen mit.

Was war Dein größter Erfolg?
1973 war ich Wiener Landesmeister
bei den Internationalen Meisterschaften von Österreichim Einzel, da hab ich Hermann Fröhlich (damals die Nr.1 von Österreich) geschlagen. Ich war 1977 mit der Nationalmannschaft beim Helvetia-Cup in Leningrad. Da waren auch Hermann Fröhlich, Gerhard Hofegger, Reinhold Pum dabei. 

Bei den internationalen Meisterschaften in Bludenz habe ich mit Hermann Fröhlich den zweiten Platz im Doppel geschafft. Dabei habe ich drei Schläger zerstört und meinen Partner dabei etwas verletzt. 

Mit Hansi Ratheyser wurde ich 1976 in Budapest Dritter im Doppel. Bei den Junioren Meisterschaften in Prag 1970 war ich das letzte Jahr bei den Junioren und ich habe als einziger österreichischer Teilnehmer mit einem Tschechen im Doppel überraschend den zweiten Platz geschafft. 

Du warst der erste österreichische Badminton-HSNS-Sportler. Wie hast Du damals trainiert?
Ich war von 1970 bis 1972 bei der HSNS. Ich habe mit meinem Freund, der ein 5-Kämpfer war, beim Fechten, Schwimmen, Geländelauf und auch im Krafttraining  mittrainiert - auch bei den Hochspringern habe ich mitgemacht. Ich konnte damals 80 cm aus dem Stand hochspringen. Zudem erhielt ich extra Ausgangszeiten für diverse Trainingseinheiten.

Hermann Fröhlich wurde damals zu den All-England-Meisterschaften entsendet. Er machte dort Filmaufnahmen, brachte sie mit nach Österreich und wir hatten die Möglichkeit die Bewegungsabläufe der Weltspitze zu studieren. Dadurch hatten wir dann einen großen Vorteil in Österreich, weil wir die Rückhand besser beherrschten.

Wie war damals die Bundesliga?
Simmering war 1976 zum fünften Mal  Bundesliga-Meister, das war Rekord.  Dreimal war ich dabei. Die besten Spieler damals waren, Herman Fröhlich (WAT Simmering), Reinhold Pum (Mödling), die Brüder Hofer (Wr. Neustadt), ASKÖ Linz mit Britta und Bill Kirchhofer und auch ich (WAT Simmering). Stark war damals auch die Hirtenberger Mannschaft.

Wer hat damals bei Simmering gespielt?
Hermann Fröhlich, Olaf Klose, Rick Landsgesell, Robert Redl, Brigitte Wastl, Irene Korneck (spielt auch im Babolat-Cup mit) und ich.                                                                                        

Hast Du heute noch Kontakt zu den Spielern von damals?
Ja, wir treffen uns zuminest einmal im Jahr, ein Spieler kommt sogar aus Amerika und einer aus Australien.


Wo habt ihr früher trainiert?
In der Stadthalle A hatten wir zum Beispiel 1 x pro Woche Training. Damals war die niedrige Decke sehr störend. Teilweise hat auch zum Beispiel während unseres Trainings, Stefanie Werger auf der Galerie an der einen Seite der Halle ihre Lieder geprobt. 

Wer hat früher das Badminton in Wien organisiert?
Kurt Dacher vom WAT Hernals hat viel gemacht, der Verein hatte auch einige gute A-Spieler.

Hast Du noch gegen die Gebrüder Fischer gespielt?
Ja, die waren im Kommen. Ich kann mich noch erinnnern, dass der Vater sie betreut hat. Man hat schon gesehen, dass sie gut werden. Damals hat der Vater der beiden schon gedacht, dass sie gegen uns gewinnen. Sie waren sehr
ehrgeizig und waren anfangs enttäuscht. Aber sie sind immer besser geworden.

Was gab es damals für ein Material?
Wir haben mit Holzschlägern mit Stahlschaft gespielt. Mein Ausrüster war Slazenger. Wir konnten damals die Schläger etwas billiger kaufen. Die Holzschläger mußten nach dem Spielen in Holzrahmen gegeben werden und mit 4 Schrauben hat man den Schläger dann im Rahmen eingespannt, sonst hätte sich der Schlägerkopf mit der Zeit verzogen. Gespielt wurde mit Naturdarmsaiten. Jeder Spieler hatte damals sein Flickzeug (ein Holzgriff 2 Alen und einen Bund Saiten) mit dabei. So hat man die Bespannung wieder repariert, wenn eine Saite gerissen ist. Neubespannt hat man früher nur sehr selten. Den Schläger von Rudi Holzinger sehen Sie am Foto.

Anfangs spielten wir in Österreich mit Plastikbällen, sogar internationale Turniere in Österreich wurde mit Plastik gespielt. Ich kann mich erinnern, dass Hermann Fröhlich und Reinhold Pum vom Verband je eine Dose RSL-Naturfederbälle bekommen haben, damit sie für die innoffiziellen Weltmeisterschaften in England trainieren konnten. Horst Kullnigg als Präsident hat dann begonnen Naturfederbälle vorerst für die oberste Spielklasse und Staatsliga einzuführen.

Warum bist Du mit fast 70 Jahren noch so fitt?
Ich habe erstens das Glück, dass ich körperlich gesund bin. Ich habe immer intensiv aufgewärmt und nach dem Spielen ausgiebig dehnen angesagt . Ich lege sehr viel Wert auf gute Ernährung. Ich esse gesund und nehme viele Zusatzstoffe zu mir, wie Mineralstoffe, Omega-3 und nach dem Sport hydriertes Eiweiß, das vom Körper nicht mehr verstoffwechselt werden muss und zum Muskelerhalt beiträgt.

Rudi Holzinger war früher Produktionsleiter in einer Druckerei. Heute handelt er mit Produkten für Zusatzernährung und ist von diesen Produkten überzeugt.   Seine Website sehen Sie hier. Auf seiner Website sehen Sie auch seine e-mail-Adresse.

Das Interview machte ich am 22. April telefonisch mit Rudi Holzinger. (Harald Koch). Alle Fotos ausser die vom Babolat-Cup hat er uns zur Verfügung gestellt.

Unten links: beim Babolat-Cup im MaXX 2020, rechts: in der Wiener Stadthalle A beim Turnier.


Zum Foto unten: Die Einberufung ins Nationalteam im Jahre 1977 zum Helvetia-Cup in Leningrad und Andenken an die Reise. Mit dem Flugzeug nach Moskau, dann mit dem Nachtzug nach Leningrad.


Kommentare 1
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Wolfgang (Wickerl) Landsgesell, 27.04.20 04:45

Freute mich euren bericht zu lesen. Rudi, gratuliere mach so weiter. Ja das waren noch zeiten in der Hauffgasse in Simmering an nur einem feld zu trainieren. Keine Heizung, saukalt im winter. Habe damals dritte fidel gespielt denn Pum u Froehlich waren damals top gun hab aber mitbeigetragen dass WAT11 5 mal Oesterreichischer meister wurde. Es war eine herrliche zeit.

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