Wolfgang Gnedt zeigte sich letzte Woche bei den Scottish Open in Glasgow in guter Form und schaffte es aus der Qualifikation bis in die zweite Runde des Hauptbewerbes. Die Scottish Open ist eines der traditionsreichsten Turniere der Welt, das Turnier wird seit 1907 ausgetragen. Am Samstag konnte ich ein telefonisches Interview mit ihm machen.
Wolfgang, wie war dein erstes Spiel in der Quali gegen Harsheel Dani aus Indien?
Dieses Spiel war für mich sehr wichtig! Ich habe schon zwei mal gegen ihn in 2 Sätzen verloren und mich dabei geärgert über ihn. Er ist ungut am Feld und verzögert viel. Er hat mich bei den Machtes mit seinem Verhalten irritiert. Dieses mal ist es mir gelungen, mich nicht zu ärgern und ich hab knapp in 2 Sätzen gewonnen. Ich habe mich mental auf sein Verhalten vorbereitet. Vor dem Match habe ich mir gedacht, dass das Verzögern sicher wieder kommt. So war ich gut vorbereitet - ich habe mich nicht drausbringen lassen.
In deinem zweiten Quali spiel gegen Singh Saimi (CAN) steht im Raster "promoted", was bedeutet das?
Das ist verwirrend und ich habe es so auch noch nie erlebt. Das Match wurde abgebrochen. Im Hauptbewerb hat jemand abgesagt oder ist nicht gekommen. Daher haben sie mich als nächsten in den Hauptbewerb gesetzt und das Match war nicht mehr notwendig. Komisch wie das Ergebnis im Raster steht, weil ich hatte den ersten Satz gegen Singh Saimi mit 21:18 gewonnen und war im zweiten Satz mit 16:9 in Führung.
Am nächsten Tag im Hauptbewerb hast du dann in Runde Eins gegen Markus Barth aus Norwegen mit 21:16 im dritten Satz gewonnen. Wie war das Spiel für dich? Was war deine Taktik?
Der Norweger ist sehr groß und hatte eine sehr große Reichweite. Noch dazu ist er Linkshänder. Ich habe versucht, dass ich ihn viel bewege und nicht zu viel flach spiele. Ich habe versucht, so zu spielen, dass er sich viel drehen muss und dass er oft tiefe Bälle nehmen muss. Und dass er laufen muss und weite Wege hat. Die großen Spieler tun sich mit tiefen Bällen oft schwer. Ich habe nur angegriffen, wenn ich eine gute Chance hatte. Es waren sehr viele sehr lange Ballwechsel. Aber meine Taktik ist am Ende aufgegangen.
Dein Spiel in der zweiten Runde gegen den Holländer Joran Kweekel, war da keine Chance?
Mit dem Spiel gegen den Holländer bin ich auch zufrieden. Kweekel ist in der Weltrangliste ungefähr auf Platz 100. Beim letzten Spiel gegen ihn hatte ich keine Chance, da habe ich sehr deutlich verloren. Hier in Schottland habe ich ihn fordern können. Leider war ich nie in Führung. Vielleicht wäre er dann unsicher geworden und hätte Fehler gemacht. Am Ende habe ich mit 17:21 und 17:21 verloren.
Wie war die Halle bei den Scottish Open?
In der Halle war es eher kalt, die Sicht war sehr gut und die Bälle sind langsam geflogen. Aber das taugt mir eh.
Du spielst nächste Woche in Wales und bleibst gleich dort. Kannst du da trainieren?
Ja heute (Samstag) habe ich nicht trainiert. Aber morgen am Sonntag werde ich trainieren. Hier gibt es gute Möglichkeiten, wir haben gute Konkakte mit Ingo Kindervater, dem deutschen Trainer und auch zu anderen Spielern.
Denkst Du beim Spielen daran, dass zu Hause jemand im Stream zuschaut?
Nein, daran denke ich nicht. Aber die Übertragungen sind super für unseren Sport. Zum Beispiel meine Eltern schauen sich die Spiele manchmal live aber auch oft im Nachhinein an. Und ich selbst brauche meine Spiele nicht mehr auf Video aufnehmen. Ich kann mir meine Matches einfach im Nachhinein ansehen.